UNIVERSITY SARCOMA NETWORK
Universitäres Netzwerk zur orthopädischen Behandlung und Erforschung von Tumoren und Sarkomen
Die universitären Spitäler Universitätsklinik Balgrist, Inselspital Bern, Universitäts-Kinderspital beider Basel sowie HUG Genf und CHUV Lausanne bilden gemeinsam das «University Sarcoma Network». Die Spitäler betreiben eigene, hochspezialisierte Sarkomzentren und behandeln Patienten mit muskuloskelettalen Tumoren (Sarkomen). Das Netzwerk fördert den Austausch und die interuniversitäre Zusammenarbeit zwischen den Sarkomzentren.
Hochspezialisierte Medizin in der Behandlung von Sarkomen
Knochen- und Weichteiltumore sind hochkomplexe Erkrankungen und aufgrund ihrer Seltenheit eine besondere Herausforderung. Wenn es um die Behandlung von Sarkomen geht, arbeiten mehrere Fachdisziplinen (z.B. Tumorchirurgie, Onkologie, Radiologie etc.) interdisziplinär zusammen. Universitäre Sarkomzentren bieten dank ihrem hohen Spezialisierungsgrad und der evidenzbasierten Forschung die bestmögliche Versorgung betroffener Patienten.
Eine Zweitmeinung für Patienten
Bei einer schwerwiegenden Tumorerkrankung wünschen sich Betroffene schnellstmögliche Gewissheit. Deshalb können sich Patienten eine unabhängige, qualifizierte Zweitmeinung im University Sarcoma Network hinsichtlich der gestellten Diagnose, der Behandlung oder der Therapieform einholen. Führende Spezialisten beurteilen, ob die gewählte Behandlung und Therapieform dem neusten Stand der Medizin entspricht.
Fallbesprechung im Sarkom-Netzwerk
In der chirurgischen Behandlung von Sarkomen fallen häufig schwierige Entscheidungen an. Komplexe chirurgische Fälle werden deshalb regelmässig zwischen Tumorchirurgen in einer Konferenz besprochen. Dabei wird ein möglicher Therapie-Entscheid mit Bedacht und unter Einbezug aller Experten gefällt und für jeden Patienten individuell bestimmt. Dank der Vernetzung der Sarkomzentren profitieren Betroffene von der chirurgischen Kompetenz aller Sarkomzentren und erhalten eine kontinuierliche Behandlungsqualität auf höchstem Niveau.
Häufige Fragen
Was sind Knochen- und Weichteiltumore?
Wie bei inneren Organen können Tumore auch in Weichteilen und Knochen entstehen. Sie kommen am häufigsten an Armen, Beinen und am Becken vor und sind oft in der Nähe von Gelenken lokalisiert. Knochen- und Weichteiltumore werden in gut- und bösartige Formen eingeteilt. Bei bösartigen Tumoren besteht das Risiko, dass sie sich im Körper ausbreiten und vor allem in den kleinen Blutgefässen der Lunge neue Herde bilden.
Was ist ein Sarkom?
Sarkom ist der Fachbegriff für bösartige Tumore, die direkt im Knochen oder in den Weichteilen (Fett-, Muskel- sowie Binde- und Nervengewebe) entstehen. Falls der Krebs von anderen Organen (Prostata, Brust, Lunge, Schilddrüse etc.) Ableger in den Knochen bildet, spricht man von Metastasen.
Welche Arten von Tumoren existieren?
Beim Knochen sind die drei häufigsten bösartigen Formen das Osteosarkom, das Chondrosarkom sowie das Ewing Sarkom. Bei den Weichteilen gilt das Liposarkom (im Fettgewebe) als häufigtste Tumorart. Jede Tumorart bedingt eine individuelle Behandlung.
Wie entstehen Knochen-und Weichteiltumore?
Knochen- und Weichteiltumore sind – verglichen mit anderen Krebsarten – sehr selten. Bis jetzt konnte keine klare Ursache gefunden werden, insbesondere der Lebensstil und die Ernährung scheinen keinen Einfluss auf die Entstehung zu haben.
Abklärung und Diagnose
Falls der Verdacht auf ein Knochen- oder Weichteiltumor besteht, können sich Betroffene an eines der fünf Universitätsspitäler des University Sarcoma Networks wenden. Der Vorteil: Alle Institutionen verfügen über ein eigenes, zertifiziertes Sarkomzentrum. Patienten können – unabhängig von ihrem Standort – von der Expertise der Sarkomspezialisten profitieren. Jedes Sarkomzentrum führt bei einem konkreten Verdacht weitere Abklärungen und bildgebende Untersuchungen selbst durch. Patienten werden zu einem Gespräch in die Sprechstunde eingeladen. Zur Sicherung der Diagnose wird häufig eine Gewebeprobe des Tumors (Biopsie) benötigt.
Was ist eine Biopsie?
Bei einer Biopsie wird eine kleine Gewebeprobe aus dem Tumor entnommen und unter dem Mikroskop analysiert. Dank der Biopsie kann festgestellt werden, um welche Tumorart es sich handelt und wie aggressiv der Tumor wächst. Die Biopsien werden schonend und minimal-invasiv durchgeführt. Unter CT- oder Ultraschallkontrolle wird eine dünne Nadel in den Tumor vorgeschoben. Diese Prozedur wird ambulant und mit Hilfe eines Anästhesie-Arztes für den Patienten möglichst komfortabel gestaltet.
Was bedeutet die Diagnose für Betroffene?
Die Diagnose eines bösartigen Tumors ist für Betroffene und ihre Angehörigen sehr belastend. Die Auswahl der Behandlungsart und das Ziel der entsprechenden Therapie hängt von den Resultaten der Diagnose ab. Diese Zeit ist meist durch Angst und Ungewissheit vor der Zukunft geprägt. Die Resultate werden durch Spezialisten aller Fachgebiete beurteilt, so dass die bestmögliche Therapie empfohlen und so rasch als möglich eingeleitet werden kann. Jede Therapie – sei es Operation, Chemotherapie oder Strahlentherapie – ist grundsätzlich mit körperlichen Einschränkungen und psychischen Belastungen verbunden. Nichtsdestotrotz wird diese Phase häufig als angenehmer empfunden als die Zeit vor dem Therapiebeginn. Nach der abgeschlossenen Behandlung ist bei Tumorerkrankungen eine regelmässige Betreuung in Form von Nachkontrollen essentiell, um mögliche Krankheitsrückfälle frühzeitig zu entdecken.
Operation
Die Operation eines Tumors ist stets eine Teamleistung von Tumor- und Gelenkspezialisten. Eine korrekte chirurgische Resektion hat oberste Priorität und ist die Grundlage einer erfolgreichen Behandlung des Patienten. Dank des enormen Fortschrittes in der chirurgischen Entfernung von Knochen- und Weichteiltumoren sind Amputationen nur noch in Ausnahmefällen notwendig – so kann die Funktion des betroffenen Gelenkes bestmöglich wiederhergestellt werden.
Radiotherapie (Bestrahlung)
Die Strahlentherapie nimmt in der Behandlung von Sarkomen neben der chirurgischen und medikamentösen Therapie einen wichtigen Stellenwert ein. Dabei wir das Sarkom durch ionisierende Strahlen mit hoher Energie bestrahlt. Ziel ist es, die DNA der Tumorzellen zu zerstören und somit ein weiteres Tumorwachstum zu verhindern. Als Bestrahlungstechnik kann perkutan (von aussen) mit einem Linearbeschleuniger oder von innen mittels Brachytherapie bestrahlt werden. Zusätzlich existiert die intraoperative Radiotherapie (IORT), bei der direkt nach der Tumorentfernung in Zusammenarbeit mit dem Chirurgen die Tumorregion bestrahlt wird. Modernste Geräte und sämtliche wissenschaftlich überprüften und anerkannten Therapiemöglichkeiten stehen zur Behandlung von Sarkomen zur Verfügung. Durch regelmässigen Austausch mit den anderen Institutionen können wir eine umfassende und qualitativ hohe Betreuung und Behandlung gewährleisten.
Chemotherapie
Mit der Chemotherapie kann ein Sarkom medikamentös behandelt werden. Die Chemotherapie kann neoadjuvant (vor einer Operation), adjuvant (nach einer Operation) oder palliativ (zur Symptomlinderung) eingesetzt werden. Vor einer chirurgischen Tumorentfernung hat die Chemotherapie das Ziel, den Tumor zu verkleinern, die nachfolgende Operation zu vereinfachen und die Wirksamkeit einer Strahlentherapie zu verbessern. Nach einer chirurgischen Tumorentfernung hat die Chemotherapie das Ziel, die von Auge nicht sichtbaren Resttumorzellen, die sich noch im Körper befinden, abzutöten und hilft möglicherweise dabei, das Rückfallrisiko zu vermindern. Die Chemotherapie verwendet Stoffe, die möglichst gezielt auf bestimmte Krebszellen wirken und diese abtöten oder in ihrem Wachstum hemmen. Je nach Sarkomtyp kommt demzufolge ein anderes Chemotherapeutikum zur Anwendung.
Forschung
Aufgrund der Seltenheit von Sarkomen arbeiten die Kliniken auch in der Forschung eng zusammen.
Klinische Forschung
Ein besonderer Schwerpunkt der klinischen Forschung liegt auf der gemeinsamen Entwicklung und Bewertung neuer Operationstechniken sowie der Messung der Lebensqualität während und nach der Therapie. Es werden regelmässig innovative klinische Studien durchgeführt, bei denen Patienten nach Rücksprache eingebunden werden. Sie erhalten dadurch frühzeitig Zugang zu neuen Therapien und Medikamenten.
Grundlagenforschung
In der Grundlagenforschung gibt es verschiedene Projekte:
- flüssige Biopsie (frei zirkulierende Tumorzellen aus dem Blut zu isolieren und untersuchen)
- Austausch von Gewebematerial (Gewebe aus den Biobanken der Universitätskliniken werden kombiniert, um Qualität und Wirkung der Studien zu erhöhen)
- Präzisere bildgebende Verfahren
- Chirurgische Techniken (computer-geplante Tumorentfernung mittels 3D-Implantaten)
- Personalisierte Therapie (bei Tumoren am Bewegungsapparat soll dem Patienten langfristig gemäss den Eigenschaften von Tumorzellen und DNA-Veränderungen eine individuelle, gezielte Behandlung angeboten werden können)
Lehre und Ausbildung
Um die Verantwortung einer professionellen Tumorchirurgie und somit einer hohen Behandlungsqualität wahrzunehmen, legt das Netzwerk einen besonderen Fokus auf die Ausbildung qualifizierter Orthopäden. Chirurgen mit besonderem Interesse an der Behandlung von Tumoren werden spezifisch gefördert.
Mitglieder der Sarkomzentren
Ihre Ansprechpersonen der Sarkomzentren in der Schweiz
Prof. Dr. med. Mazda Farshad, MPH
Ärztlicher Direktor und Chefarzt Orthopädie
PD Dr. med. Daniel Andreas Müller
Leiter Tumorchirurgie
Dr. med. Dominik Kaiser
Oberarzt Tumorchirurgie
Sarkomzentrum Zürich
tumoren@ balgrist.ch
Tel: +41 44 386 30 95
Prof. Dr. med. Klaus Siebenrock
Direktor und Chefarzt Orthopädie und Traumatologie
Prof. Dr. med. Dr. phil. nat.
Frank Klenke
Zentrumsleiter Sarkomzentrum
Leitender Arzt Orthopädie und Traumatologie
Sarkomzentrum Inselspital
sarkomzentrum@ insel.ch
Tel: +41 31 632 58 46
Prof. Didier Hannouche
Chefarzt Orthopädische Chirurgie und Traumatologie
didier.hannouche@ hcuge.ch
Tel: +41 22 372 78 02
Dr. med. Matthieu Zingg
Leitender Arzt
Service de chirurgie orthopédique et traumatologie de l'appareil moteur
Hôpitaux Universitaires de Genève
Prof. Alain Farron
Professor, Chefarzt
alain.farron@ chuv.ch
Tel: +41 21 314 94 03
Dr. Stephane Cherix
Leitender Arzt
stephane.cherix@ chuv.ch
Mob: +41 79 556 79 52
Prof. Dr. med. Andreas H. Krieg
Leitender Arzt Orthopädie
Co-Leitung Zentrum für Knochen- und Weichteiltumore (Sarkomzentrum Basel)
andreas.krieg@ ukbb.ch
Tel: +41 61 704 18 06 / 04
Prof. Dr. med. Andreas Marc Müller
Chefarzt a.i. / Teamleiter
Schulter/Ellbogenorthopädie
Orthopädie und Traumatologie
Dr. med. Thierry Fleury
Consultant Orthopädie
Knochen und Weichteiltumorzentrum
der Universität Basel (KWUB)
kwub@ ukbb.ch
Tel: +41 61 704 28 47
Prof. Dr. med. Daniel Baumhoer
Stv. Chefarzt Pathologie
Knochentumor-Referenzzentrum Pathologie / USB Basel Schönbeinstrasse 40
CH-4031 Basel
Tel.: +41-61-2652878
ktrz@ usb.ch